„Betet für Regen“ – Verheerende Waldbrände in Kanada außer Kontrolle

Die Flammen lodern unaufhaltsam: Mehr als 120 Waldbrände wüten in Kanada, viele gelten als nicht eindämmbar. Betroffene Provinzen rufen den Notstand aus – internationale Hilfe wird angefordert.

Von der Redaktion – Stand: 31. Mai 2025

Kanada befindet sich inmitten einer der dramatischsten Waldbrandsaisons seiner jüngeren Geschichte. Über das gesamte Land verteilt, wüten derzeit mehr als 120 Brandherde – rund die Hälfte davon ist nach offiziellen Angaben der Behörden vollkommen außer Kontrolle geraten. Besonders betroffen sind die Provinzen Manitoba, Saskatchewan, Alberta und British Columbia. Auch in der östlicher gelegenen Provinz Ontario wurden erste Brände gemeldet.

Tausende Menschen zur Evakuierung gezwungen

In den besonders stark betroffenen Regionen wurden inzwischen Evakuierungsmaßnahmen eingeleitet. Laut der Tageszeitung Globe and Mail mussten bereits mehrere tausend Menschen ihre Häuser verlassen. Ganze Ortschaften sind von dichter Rauchentwicklung betroffen, die Sichtverhältnisse sind stellenweise so schlecht, dass der Flugverkehr beeinträchtigt wurde. Gesundheitsbehörden warnen zudem vor einer stark erhöhten Feinstaubbelastung in der Luft.

Die kanadischen Katastrophenschutzbehörden arbeiten unter Hochdruck daran, die Lage in den Griff zu bekommen. Unterstützt werden sie von Feuerwehrkräften aus mehreren Provinzen sowie durch den Einsatz von Löschflugzeugen, Helikoptern und schwerem Gerät am Boden. Doch vielerorts kommen die Einsatzkräfte nicht hinterher – zu schnell breiten sich die Brände aus.

Extreme Trockenheit und starke Winde als Brandbeschleuniger

Die Ursachen für die großflächige Ausbreitung sind vielfältig, hängen jedoch in erster Linie mit der aktuellen Wetterlage zusammen. In vielen Teilen des Landes herrscht seit Wochen extreme Trockenheit. Temperaturen über dem Durchschnitt, gepaart mit teils heftigen Winden, haben eine hochgefährliche Mischung geschaffen. „Es sind Bedingungen, die Waldbrände nicht nur begünstigen, sondern zu einem unkontrollierbaren Inferno machen“, so ein Sprecher der nationalen Forstbehörde.

Premierminister Wab Kinew aus der besonders betroffenen Provinz Manitoba richtete sich in einer emotionalen Erklärung an die Bevölkerung. „Betet für Regen“, sagte er gegenüber dem kanadischen Nachrichtensender CBC. Der Notstand wurde in Manitoba bereits am Mittwoch ausgerufen. Die Provinz hat zudem internationale Hilfe angefordert, um der Lage Herr zu werden.

Waldbrände in Kanada: Ein jährlich wiederkehrendes Drama – doch 2025 ist anders

Waldbrände sind in Kanada zwischen Mai und September keine Seltenheit. Doch was sich in diesem Jahr abspielt, übersteigt laut Experten das übliche Maß. Saskatchewan erklärte mittlerweile ebenfalls den Notstand. Premier Scott Moe äußerte sich ungewöhnlich deutlich: „Wir stehen vor einer Situation, wie wir sie in der Geschichte unserer Provinz so noch nie erlebt haben.“ Auch er forderte mehr überregionale und internationale Unterstützung.

Der Klimawissenschaftler Dr. Emily Rousseau von der Universität Toronto warnt in einem Interview davor, die aktuellen Ereignisse als Einzelfall abzutun. „Die Brände, die wir derzeit sehen, sind nicht nur Ausdruck eines extrem trockenen Frühjahrs – sie sind Symptom eines sich rasant verändernden Klimas.“ Die zunehmende Häufigkeit und Intensität solcher Großbrände sei ein deutliches Warnsignal.

Wenig Hoffnung auf baldige Wetterbesserung

Besonders alarmierend: Meteorologen sehen kurzfristig kaum Entlastung. Nennenswerter Regen ist in den kommenden Tagen nicht zu erwarten. Vielmehr droht durch anhaltenden Wind eine weitere Ausbreitung in bislang verschonte Regionen.

Ein Mitarbeiter des Wetterdienstes Environment Canada erklärte: „Wir beobachten aktuell ein stabiles Hochdruckgebiet über weiten Teilen des Westens. Es blockiert nicht nur die Feuchtigkeit vom Pazifik, sondern verstärkt auch die Trockenheit auf dem Boden.“ Diese Konstellation sei für Feuerwehren „ein Alptraum“.

Internationales Echo und Solidarität

Die kanadische Regierung steht inzwischen auch auf Bundesebene unter Druck. Premierminister Justin Trudeau kündigte an, zusätzliche militärische Unterstützung bereitzustellen und die Ressourcen der Luftwaffe in betroffene Regionen zu verlegen. Gleichzeitig laufen diplomatische Gespräche mit den USA und europäischen Staaten über die Entsendung weiterer Löschflugzeuge und Fachkräfte.

Die internationale Anteilnahme ist groß. Mehrere Länder, darunter Deutschland, Frankreich, Australien und Norwegen, signalisierten bereits ihre Bereitschaft zur Unterstützung. UN-Generalsekretär António Guterres äußerte sich besorgt über die Situation und betonte die Notwendigkeit globaler Zusammenarbeit angesichts der zunehmenden Naturkatastrophen.


Fazit: Ein Land im Ausnahmezustand

Kanada kämpft nicht nur gegen Flammen – sondern auch gegen Zeit. Die kommenden Tage könnten entscheidend werden, ob sich die Feuerfronten eindämmen lassen oder weiter eskalieren. Während tausende Menschen auf die Rückkehr in ihre Häuser hoffen, richtet sich der Blick der Nation in den Himmel – auf der verzweifelten Suche nach Regen.

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